Jugendhilfe

Geschlechtssensible ambulante jhJugendhilfeangebote für Jungen, (junge) Männer & Väter und Familien

Jungen und junge Männer sind in ambulanten Erziehungshilfen mit 70% deutlich überrepräsentiert.1

Indikatoren für an sie gerichtete Erziehungs- und Eingliederungshilfen sind v.a. Gewaltproblematiken, Entwicklungsauffälligkeiten, Schulversagen, Delinquenz, Beziehungs- oder familiäre Ablösungsprobleme, psychische Symptomatiken und (drohende) seelische Behinderung.2

Dabei fällt auf: 75% der Jungen und Männer in Erziehungshilfen haben keinen Bezug zu ihrem Vater, erleben häufige Beziehungswechsel ihrer Mütter bzw. erleben keine verlässliche männliche Identifikationsperson.3

Diese Defiziterfahrungen ziehen Mängel auf sozialer, sexueller, ethischer und kognitiver Ebene nach sich.4 Zusammen mit einem oft brüchigen Selbstwertgefühl, Ressourcenarmut und geringen Teilhabechancen führen sie häufig zum Rückgriff auf traditionelle, virtuelle und dysfunktionale Rollenstereotype, die den Kreislauf aus Gewalt, Auffälligkeit, Delinquenz und weiteren Symptome verstärken.

Geschlechtssensibler Ansatz

Meine Arbeit mit Jungen und jungen Männern in der Jugend- und Familienhilfe zielt darauf, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Dazu biete ich meinen Klienten eine verlässliche professionelle Beziehung zu einem männlichen Gegenüber, die Identifikation und Abgrenzung ermöglicht und so die Entwicklung alternativer Selbstbilder zu traditionellen und dysfunktionalen Männer- und Frauenstereotypen erleichtert. Jungen und jungen Männern erhalten so Gelegenheit, ihre Selbstwahrnehmung, ihre Selbstsorge, Eigenverantwortung und geschlechtliche Identität zu stärken und zu entwickeln, um multiplen Problemlagen wie Delinquenz, Schulverweigerung und psychischen Beeinträchtigungen selbstwirksam zu begegnen.

Für die Arbeit mit Männern und Vätern bzw. mit (Eltern-)Paaren und Familien bedeutet dies, Selbstsorge und Eigenverantwortung zu lernen, um mittel- und langfristig verlässlich Erziehungsverantwortung übernehmen zu können.

Arbeitsweise

Nachhaltigen Zugang zu vielfältigen psychosozialen (Verhaltens-)Auffälligkeiten bzw. Erziehungsschwierigkeiten und psychischen Symptomatiken meiner Klienten gewinne ich durch den Aufbau einer verbindlichen (Arbeits-) Beziehung in einem niederschwelligen und alltags- bzw. freizeitorientierten Setting. Auf den Grundlagen systemischer Ansätze arbeite ich mit meinen Klienten und ihren Bezugssystemen (Familie, Schule etc.) sowohl ziel- als auch prozessbezogen und nutze dabei ein breites Spektrum pädagogischer, beraterischer und therapeutischer Kompetenzen.

Zielgruppen und Angebote

Jungen, männlichen Jugendlichen sowie jungen Männern und Vätern und ihren Familien biete ich in ambulanten Erziehungs-, Familien- und Eingliederungshilfen Unterstützung und Begleitung

  • beim Auf- und Ausbau eines wertschätzenden Selbstbildes,
  • bei der Entwicklung einer flexiblen, tragfähigen geschlechtlichen / sexuellen Identität,
  • bei der Bewältigung von Beziehungs- und / oder familiären Ablösungsproblemen,
  • in der individuellen Verselbständigung,
  • in biographischen bzw. familialen Übergängen (schulisch, beruflich, Krisen, Trennung etc.),
  • im Übergang in die (frühe) Vaterschaft,
  • im Übergang in die Elternschaft – auch in enger Kooperation mit (Familien- ) Hebammen.

Je nach Hilfebedarf und Auftrag beinhaltet dies Hilfe, Beratung und Unterstützung bei

  • Aufbau und Förderung der Beziehungsfähigkeit,
  • der Stärkung elterlicher Erziehungskompetenz,
  • der Bewältigung familiärer | persönlicher Krisen,
  • dem verantwortlichen Umgang mit Konflikten,
  • schulischer bzw. beruflicher (Re)Integration,
  • der Vorbereitung auf Partnerschaft | Familie,
  • hauswirtschaftlichen Themen,
  • der Gestaltung der Wohnsituation,
  • finanziellen Fragen und sozialrechtlichen Ansprüchen,
  • der aktiven Freizeitgestaltung.

Rechtliche Grundlagen

Die Hilfen können individuelle fallbezogen als Hilfen zur Erziehung (§ 27 SGB VIII), als Sozialpädagogische Familienhilfe (§ 31 SGB VIII), als intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung (§ 35 SGB VIII), als Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche (§ 35a SGB VIII) oder als Hilfe für junge Volljährige, Nachbetreuung (§ 41 SGB VIII) bzw. als kombinierte Hilfe konzeptioniert und angeboten werden. Sie folgen den für die Kinder- und Jugendhilfe in der Stadt Fulda formulierten Zielen „Stärken sozialer Netze“.

Meine Erfahrung

Für diese Aufgaben bringe ich eine fundierte Ausbildung als Diplom-Pädagoge, systemischer Berater, Sexualtherapeut und Familienbegleiter und über 16 Jahre Erfahrung in der ambulanten individualpädagogischen Arbeit mit verhaltensauffälligen und seelisch behinderten Jungen und jungen Männern sowie in der Familienbildung und -beratung mit.

Als Mitarbeiter der pro familia Beratungsstelle in Schlüchtern bin ich zudem vertraut mit psychosozialen, sozialrechtlichen und sexualpädagogischen Fragen Jugendlicher, Schwangerer, werdender und junger Eltern sowie von Trennung betroffener Familien.

Fachberatung, Reflexion, Konzeptentwicklung

Über die direkte Arbeit mit Klienten hinaus ist es mir ein Anliegen, durch Vernetzung und einrichtungsübergreifende Kooperationen Jungen-, Männer- und Väterarbeit in der Erziehungshilfe stärker zu etablieren und so den Entwicklungsnotwendigkeiten und –chancen der Zielgruppen besser gerecht zu werden.

Dazu biete ich KollegInnen und Institutionen gendersensible einzelfall- und institutionsbezogene Fachberatung sowie Konzept- und Organisationsentwicklung zu ihrer Arbeit mit Jungen, jungen Männern, Vätern und Familien in der Jugend- und Familienhilfe.

Ich freue mich auf Anfragen der freien und öffentlichen Jugendhilfeträger und stehe für Beratungen  gerne zur Verfügung.

 

 

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1 Fendrich, S., Fuchs-Rechlin, K., Pothmann, J., Schilling, M. 2007: Ohne Männer? Verteilung der Geschlechter in der Kinder- und Jugendhilfe. In: Blickpunkt Jugendhilfe 12, H. 2, S. 3-9. S. 7

2 vgl. Fendrich, S. u.a., a.a.O., S. 8 und Behnisch, M. 2008: Jungen in Erziehungshilfen. In: Matzner; Tischner 2008: Handbuch Jungen-Pädagogik. S. 170-182. S. 172

3 Behnisch, M. 2008, a.a.O., S. 176

4 Matzner, M. 2008: Jungen brauchen Väter. In: Matzner; Tischner 2008: Handbuch Jungen-Pädagogik. S. 316-330. S. 322